190724 · gkoe | Gestern habe ich mit Freude ein gerade in Betrieb genommenes Werk für Brettsperrholz in Westerkappeln, unweit von Osnabrück verlassen. Der Kopf war voll mit neuen Eindrücken.
Wie bekannt betrachte ich eine meiner Aufgaben darin, Kompetenz-, Leistungs- und Synergieträger zu koordinieren um mit diesem Netzwerk höchste Qualität bei Planung, Herstellung, Umsetzung und Betrieb von Bauvorhaben zu garantieren. Mitglied in diesem strategisch angelegten Netzwerk ist die W. u. J. Derix GmbH & Co., ein traditionelles Unternehmen modernsten Holzleimbaus. Die Geschäftsführung lässt den Dialog auf Augenhöhe zu.
Dieses Bild ist vom Arch. John Flippo. Es war Gegenstand seines Handouts beim DERIX-Weiterbildungsseminar
"Modernes Bauen mit Massivholz (X-LAM)" im April 2019 in Hamburg
Harburg.
Goliath und David sind bereit, Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern ein wenig zu revolutionieren. Darstellbar ist der Prozess mit sogenannten Brettsperrholzplatten, die eben im Werk dieser Derix-Gruppe hergestellt werden.
Klar, dass bei derartigen Neuheiten erst einmal “Dicke Bretter” beim Konsumenten gebohrt werden müssen, zumal diese Technologien noch nicht einmal im vollen Bewusstsein von Ingenieuren und Architekten angekommen sind. Alle anderen Werkstoffe werden von den Kollegen “regel- und DIN-mäßig” bis zur Perfektion beherrscht und lassen kaum Raum für Innovation. Es liegt wohl in unserer Natur, Probleme zu wälzen, anstatt neue Lösungen zu suchen, die sich mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln zukunftssicher umsetzen lassen. Vorbehalte müssen aufgelöst werden. Holz brennt, ist nicht wetterresistent und geleimt war da noch was mit Formaldehyd. Bekannt ist, dass Holz im Brandfall dauerhafter stabil ist als Stahl, es hunderte Jahre alte Fachwerkhäuser gibt, die den Bewohnern ein standfestes und dichtes Dach über dem Kopf bieten und gesundheitliche Unbedenklichkeit des Klebstoffs wiederholt durch unabhängige Gutachten belegt wurde. Da gibt es eigentlich kein aber, oder? “Dat hebbtwi immer so mookt und mooktdatokwieter so”. Das ist ja auch einfach! Gerade beim Ansatz “Ist es einfach - mach es einfach” bieten sich beim Werkstoff Holz wesentliche Vorteile gegenüber mineralischen Werkstoffen.
Mit dem Ziel, die Akzeptanz gegenüber Holz als Werkstoff im Bau zu steigern werde ich künftig jede Gelegenheit nutzen, um Ängste in Möglichkeiten zu wandeln und Impulse zu geben, gewohnte Pfade ggf. zu verlassen, um sich einfach neu auszurichten.
Also, wer nach Gesprächsstoff sucht, kann mich gerne auf dem Weg der organisch wachsenden Holzkompetenz begleiten. Der Baum steht ja auch nicht nach einem Semester. Gerade die Tatsache, dass der Werkstoff ständig nachwächst zieht bei systemischer Betrachtung einen gesellschaftlichen Wandlungsprozess nach sich. Ziehen wir uns warm an. Ach ja, warm machen kann man es sich mit dem Holz ja auch noch. Hierzu später noch einmal.
Zurück zum Thema: Brettsperrholzplatten (BSP), etwas moderner und kurz: X-LAM. Die Österreicher haben einen Vorsprung in modernen Holzbauweisen. Gefühlt setzt Derix mit dem gerade in Betrieb genommenen Werk in Deutschland zum Überholen an. Hier werden “überdimensionierte” Brettsperrholzplatten aus 2-4 cm dicken und 16 cm hohen Holzlamellen gefertigt und über Kreuz miteinander verbunden. Das Ergebnis ist durch statisch hoch belastbare Holzplatten in Längen von 16 m (in Worten: Sechzehn!), einer Höhe bis 3,50 m und Plattendicken von 6 - 40 cm (braucht vermutlich kein Mensch, gibt die Maschine aber her) gekennzeichnet. An diesen Abmessungen wird der Handlungsspielraum für meine Berufskollegen sehr deutlich. Es ist zu empfehlen, sich den ingenieurmäßigen oder gestalterischen Herausforderungen zu stellen. Nationale wie internationale Beispiele lassen deutlich erkennen, dass Holzbau sich immer mehr durchsetzt und als wirtschaftliche, nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauverfahren zum Zuge kommt. Just in Time beim Hausbau wird möglich. Ein digital geplantes, gefertigtes und vorelementiertes Haus kann auf der Baustelle in kürzester Zeit errichtet werden. Beim “Richten” sind Zimmerleute gern gesehene Fachkräfte, die durch Monteure von Industriebauteilen untestützt werden können, sofern sie bereit sind, einen kleinen Abstand von ihrem traditionellen Handwerk zuzulassen. Nach meiner Auffassung ist das “Fertigteilwerk auf der Baustelle” genau die Möglichkeit, das Leistungsangebot des Zimmermanns zu erweitern. Interessant wird es für die Nachfolgegewerke, die fix- und fertige Rohrleitungskanäle, Leitungstrassen aller Medien, Mauerdurchführungen und exakt fixierte Anschlusspunkte an den einzelnen Baugruppen vorfinden. Es wird spannend! Ich meine, es spricht überhaupt nichts dagegen: Qualität hoch, Preis runter! Preis runter muss nicht, kann aber. Mit X-LAM lässt sich die Bandbreite von Low-Budget- bis hin zur High-End-Budget-Version darstellen.
Auf Möglichkeiten aller denkbaren Eigenleistungen - nach Erstellung eines X-LAM-Tragwerks im offenen Rohbau - möchte ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt einmal ausführlich eingehen. Hier ist die Einfachheit des SMARTbauhaus-Systems darzustellen; denn eine Schraube bekommt ja wohl jeder in Boden-, Wand-, Decke- oder Dachkonstruktion gedreht. Genau dieser Sachverhalt wird uns künftig in die Lage versetzen, mit dem Konsumenten (besser Prosumenten) auf Augenhöhe, ernsthaft und überprüfbar über Wirtschaftlichkeit und Effizienz zu kommunizieren. Im Ergebnis kommt dabei Effektivität raus und nicht Worthülsen wie: “Das rechnet sich nicht”. Effizienz mag ja messbare Werte wie Qualitäten, Zeit und Geld in Beziehung bringen und bestimmten Berufsgruppen als Beurteilungskriterium dienen. Es steht allerdings die Überlegung an, ob nicht Effektivität das bessere Beurteilungskriterium für den Bauherrn ist, sein Ziel ohne große Widerstände zu erreichen. Ist es einfach - mach es einfach. Und vor diesem Hintergrund wird auch völlig eigennützig die Frage erlaubt sein “Was habe ich davon?”. Ich bin mir sicher, die Firma Derix steht uns bei der Beantwortung qualifiziert zur Seite. Und das schöne daran ist, dass man selbst den hochmotivierten Mitarbeiter an der Maschine dazu befragen kann. Spürbar ist ein gesundes Klima in diesem Betrieb. Ich bin begeistert von Mensch, Material und Maschine. Derix versteht es auch die Berufsgruppen zu bedienen, auf die ich im Zusammenhang mit Effizienz abgehoben habe. Das Bankgebäude der Triodos Umweltbank in Driebergen Zeist/NL wurde komplett in Brettsperrholz hergestellt.
Umwelt - genau das Stichwort hat noch gefehlt: Ebenso kann für Menschen mit schlechtem Gewissen gegenüber der Umwelt ein ökologischer Nutzen nachgewiesen werden, der die Dieselaffäre weltweit im Keim ersticken würde, wird nur noch mit Holz gebaut. Nachweislich sind in dem Konzepthaus des SMARTbauhaus-Systems “dasFunktionshaus” 5.774 kg CO2 für die Dauer der Nutzung eingeschlossen, die einem gegenwärtigen Abgasausstoß eines Mittelklassewagens von 48.261 km entsprechen. Und wird das Wohlfühlhaus nach der Nutzung nicht einer anderen Verwendung zugeführt und abgebaut, dann kann ein Haus vergleichbarer Größe fünf Jahre lang geheizt werden. Keinem wird es künftig gelingen, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn ich mit meinem mehr als 20 Jahre alten Diesel-PKW von Siggelkow nach Westerkappeln fahre. Im Gegenteil: Bei einer richtig aufgestellten Bedarfsplanung (und hier kann jederzeit der DIN 18 205 “Bedarfsplanung im Bauwesen” gefolgt werden), ehrlichen Gewichtung, persönlicher Verantwortungsübernahme, selbstständiger und eigenverantwortlich aufgestellten Nutzwertanalyse kommt Holz als Werkstoff heraus und bilden im Ergebnis regenerative Ökonomie ab. In Klartext habe ich schon eine ganze Menge wieder gutgemacht gemessen an dem, was ich der Umwelt in der Vergangenheit angetan habe. Auch dazu später. Eines schon vorweg: Die Banken sind dazu angehalten, bei Holzhäusern eine Halbwertzeit von mindestens 80 Jahren anzusetzen. Soll mir noch einmal jemand sagen, wir bauen keine Massivhäuser.
Hier einmal das Einfamilienhaus
190804 · gkoe | Hightech-Platten aus kreuzweise verleimten Fichtenholzlamellen (X-LAM) werden standardmäßig als statisch hoch belastbares Massivholztragwerk in das SMARTbauhaus-System eingebunden. Die parametrisch-assoziativ geplanten Boden-, Wand-, Decken- und Dachplatten werden vor dem Hintergrund eines erheblichen Einsparungspotentials industriell gefertigt. Ein Einfamilienhaus wird in der Regel an weniger als einem Tag gerichtet.
Ich werde die Baugruppen Boden-, Wand-, Decke- und Dachkonstruktion des ersten MIKRObauhauses vom genehmigten X-LAM Bauvorhaben in Wittstock mit zur RoBau 2019 bringen und die Konstruktion dort im Themenpark HOLZ in Rostock präsentieren.
20 Frei- oder Karten für den ermäßigten Eintritt sind noch verfügbar (190804, 17:21h) und können jederzeit über diesen Link unter dem Querverweis "RoBau 2019" angefordert werden.